Die Überschrift sagt es: dies wird ein Fussballbeitrag. Den es allerdings nicht gegeben hätte, wäre vor wenigen Augenblicken nicht etwas Außergewöhnliches passiert! Bis heute nachmittag meinte ich, ich sei der einzige (Vorsicht: Outing!) Fan des FC Hansa Rostock innerhalb der Leipziger Stadtgrenzen. Weit gefehlt, wie ich seit eben weiß.
Das Außergewöhnliche ist nicht, daß ich gerade ein wenig auf Spiegel online stöberte (das tue ich desöfteren), sondern daß da der Beitrag eines Leipzigers (!) zu lesen war, welcher sich zum Hansa-Fansein (!!) bekannte. Kein Geringerer als Björn Achenbach , Chefredakteur des „Leipziger Stadtmagazins“ KREUZER, berichtet auf einer der meistgelesenen deutschsprachigen Webseiten von seiner emotionalen Erstbegegnung mit der nordostdeutschen Übermannschaft der letzten drei Jahrzehnte. Mein erster Gedanke war: Endlich! Ein Bruder im Geiste; ein Begleiter im Herzen; nicht mehr allein! Das tut gut; so drei Tage vor Saisonstart mit Aussicht auf ein Auswärtsspiel bei den 70-Millionen-Bayern. Vor allem, wenn die eigene Freundin Fan ebenjener Bayern ist – Der Feind im eigenen Bett, sozusagen.
Zurück zum Thema. Unter dem Titel „Überleben mit Hansa: Leidenschaft in schwerer See“ schildert Björn seinen 1979 beginnenden Werdegang zum Fan, und während ich da so vor mich hinlektürte, fiel mir wieder ein, wie ich damals Hansa-Fan wurde…
Es war im Jahr 1980, die USA (und ein paar andere) wollten nicht mit den anderen Kindern in Moskau spielen, die Fussball-Nationalmannschaft der BRD wurde Europameister und mein bester Kumpel Henry Tix verstritt sich mit mir; vermutlich wegen eines Matchbox-Autos, welches weniger geländegängig war, als mir ursprünglich schien.
Bis zu diesem Sommer waren Henry Tix (der heißt wirklich so) und ich einträchtig Fans der BSG Chemie Leipzig; schließlich lag unsere Heimatstadt Döbeln im Bezirk Leipzig und als Provinzler konnte man schlecht Fan des 1.FC Lok sein. Nun waren die Chemiker allerdings nach der Saison 79/80 abgestiegen und da man als angehender Viertklässler unmöglich sein Herzblut für ein Liga-Mannschaft hergeben konnte, musste also ein neuer Lieblingsverein her. Naheliegend war selbstredend der Aufsteiger BSG Chemie Böhlen – Bezirk Leipzig und Betriebssportgemeinschaft; perfekt! Aber darauf war Henry auch schon gekommen, kurzerhand Böhlen-Fan geworden und da wir ja nun für kurze Zeit „auf Lebenszeit“ verfeindet waren, ging für mich da halt kein Weg rein. Was sollte ich tun? Die Lage schien hoffnungslos.
Machen wir´s kurz: Der andere Aufsteiger in dieser Saison war der FC HANSA ROSTOCK. Die daraus resultierende logische Konsequenz war also, überschwänglicher Fan einer Klippenkotzer-Mannschaft zu werden; na super! Und trotz vieler, vieler Niederlagen und zahlreicher Abstiege ließ mich dieser Verein nie wieder los; wurde sogar Herzensangelegenheit und ist es bis heute!
Björn Achenbach ist also 1979 im vergleichsweise hohen Alter von 14 Jahren Fan der Hansa-Kogge geworden und er ist darüberhinaus gebürtiger Norddeutscher.
Mich ließ das Schicksal als neunjährigen Sachsen mit einer Entscheidung von Beckenbauerscher Tragweite allein …
Die Frage nach dem „größeren Fan“ verbietet sich wohl von allein.
Henry und ich waren schon zu Beginn der Saison 1980/81 wieder die dicksten Kumpels. Hansa wurde am Ende der Saison 10. und hielt die Klasse – die BSG Chemie Böhlen hingegen stieg ab …