20. Juni 2008

Und so geht die Reise des Tanzes weiter…

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…und zwar war ich mal neugierig und wollte mehr über die Company „InTanziv“ erfahren, welche am 04., 05. und 06. Juni 2008 dafür sorgte, dass ganz besondere Klänge vom Dach der Moritzbastei wehten.
Einige von euch haben sich vielleicht die ein oder andere Vorstellung angeschaut und konnten im lauen Sommerwind das tänzerische Spiel von Quadrologien aus Farben, Jahreszeiten und Perioden der Menschheitsgeschichte ganz aus der Nähe geniessen.

So ein schönes außergewöhnliches Projekt, welches Choreograph Martin Chaix und künstlerischer Leiter Rémy Fichet auf die Beine stellten, musste ich mir einfach etwas genauer anschauen…

…und zu meinem Glück zögerten die Beiden keinen Moment und nahmen sich die Zeit, meinen Wissensdurst zu stillen.

So kamen mir doch recht viele Fragen in den Sinn, so viele, dass ich euch hier nur einen kleinen Ausschnitt zu Blog bringe.

Aber, wer nun Lust bekommen hat, das gesamte Interview zu lesen, der werfe doch einen Blick auf die Webpage von Klassik-Musik.Info.
Wem lesen allerdings zu langweilig ist oder es einfach gerne etwas lebendiger mag, der kann es sich auch bei Radio Blau anhören.
Den Termin findet ihr hier in Kürze auf der gleichen Welle und an derselben Stelle.

Sara
Herr Chaix, ihr Weg als professionell klassischer Tänzer begann an der Ballettschule der Pariser Oper, wo Sie sieben Jahre eine harte Ausbildung absolvierten. Das setzt ein sehr starkes Durchhaltevermögen und ein tiefes Sinnverständnis voraus. Was bedeutet für ihre Seele der klassische Tanz?

Martin Chaix
Der klassische Tanz war für mich, wie die erste Liebe. In der Ballettschule gab es dann natürlich die „art de diszipline“ und es war sehr schwer ganz am Anfang, als ich jung war die Selbstdisziplin hinzubekommen, doch andererseits hat sie mir auch einen ganz neuen Weg zum Denken eröffnet.

Sara
Gab es einen konkreten Moment, wo Sie sich entschieden haben, auch selbst Choreographien zu entwickeln, oder erwuchs der Wunsch innerhalb des Prozesses einer fliessenden Entwicklung?

Martin Chaix
Es gab für mich eigentlich keinen konkreten Moment, wo ich gesagt habe, dass ich jetzt choreographieren muss, sondern ich spürte bereits als kleines Kind tief in mir dieses Gefühl. Es hat nur eine Weile gedauert, bis der Tag kam, als ich mir sagte, jetzt probiere ich es mal. Die Choreographie bedeutet für mich, eine neue Entwicklung als Mensch zu erfahren, denn es ist immer eine neue Suche in meiner Seele.

Sara
Nun arbeiten Sie nicht nur im Opernhaus, sondern gründeten zusammen mit Rémy Fichet die Company „InTanziv“. Welche künstlerische Intention möchte InTanziv vermitteln?

Martin Chaix
Nun muss ich sagen, dass es von Anfang an ziemlich egoistisch war. Wir hatten beide große Lust darauf, neue Wege zu finden. Rémy im organisatorischen Bereich und ich in der Choreographie. Wir sind beide noch jung und jeder von uns möchte sich in seiner Richtung weiter entwickeln, sodass wir uns mit InTanziv die Möglichkeit dazu geben wollten. Hinzu kommt, dass Rémy und ich uns künstlerisch sehr gut verstehen und ein weiterer Grund dafür InTanziv zu gründen, war, dass wir von Leipzig fasziniert sind, insbesondere auch von der Architektur. Es gibt hier so viele verschiedene Gebäude, die uns sehr inspirieren.

Sara
Für die Tanzabende mit dem Titel “Und So Weiter…“ haben Sie sich bewusst für die Moritzbastei entschieden. Welche Ausstrahlung besitzt dieser Ort, dass Sie ihn als perfekten Schauplatz für die Inszenierung erwählt haben?

Martin Chaix
Wir sind extrem froh, dass einer unserer ersten Vorstellungen in der Moritzbastei stattfinden. Besonders ist, dass sie Open Air aufgeführt werden, denn der Tanz sollte an einem ungewöhnlichen Ort gezeigt werden. In die Moritzbastei kommt gewöhnlich nicht das Stammpublikum der Oper, sodass auch eine ganz andere Zielgruppe für den Tanz erreicht werden kann. Die Leute kommen und denken, dass so etwas auch interessant ist und möchten vielleicht mehr sehen. Spannend ist es auch für die Tänzer, auf einer anderen Bühne zu tanzen, da sie sich anders präsentieren müssen.
Ganz besonders ist die Moritzbastei auf Grund ihrer ausgefallenen Architektur. Ich komme öfters auch mal allein, um einen Kaffe zu trinken und jedes Mal fühle ich mich wie in einer anderen Welt, in welcher ich komplett frei bin, um mich inspirieren zu lassen. Die Räume tragen eine sehr, sehr starke Persönlichkeit in sich. Speziell für „Und so Weiter“ war mir gleich klar, dass auf dem Dach eine Choreographie zu Vivaldis Vier Jahreszeiten entstehen soll. Schön ist es auch, dass man überall das Leben spürt, da gleich unten auf der Terrasse Leute zufällig sitzen, lachen und quatschen. Das alles stört die Vorstellung überhaupt nicht, da diese Elemente des Lebens in die Choreographie mit hineinfließen.

Sara
„Und So Weiter“ beschreibt auf die Musik von Vivaldis vier Jahreszeiten die Entwicklung der Menschheitsgeschichte, in welcher jeder Jahreszeit eine Farbe und eine Periode zugeordnet wird. Welche Symbolik besitzt jede Farbe?

Martin Chaix
Die Symbolkraft der Farben ist für mich vor Allem eine Faszination, bestehend aus dem Erbe der Urgeschichte der Menschen. Zum einen ist da das moralische Erbe und zum anderen das Architektonische, wie zum Beispiel in der Moritzbastei. All die Menschen, welche zu Beginn das Gebäude konstruiert haben und all die, welche seit dem darin arbeiten hinterlassen Spuren. In „Und So Weiter“ symbolisieren die Farben genau diese Spuren der Menschen.

Sara
Wenn man diese Farben miteinander mischt entsteht die Farbe der Zukunft. Können Sie Ihre Vision von der Zukunft beschreiben?

Martin Chaix
Also leider ist für mich die Farbe der Zukunft auch ziemlich dunkel und ich habe überhaupt keine optimistische Vision. Obwohl ich ungern an die Zukunft denke und viel lieber im Jetzt lebe, muss ich es doch tun. Ich wünsche mir, dass die Menschen in der Welt ein besseres Leben bekommen, doch leider zeigen uns die Zeichen, dass wir in eine düstere Phase übergehen werden und es besteht die große Gefahr, dass die Menschheit nicht weiter existieren kann.

Sara
Nun können sich natürlich auch Ideen und Erfahrungen zu immer neuen Projekten mischen. Wie leuchtet die Zukunftsfarbe von InTanziv? Gibt es schon konkrete Projekte?

Rémy Fichet
Wir sind im Gespräch für Projekte in der nächsten Spielzeit, doch ganz konkret ist es noch nicht, weil nichts unterschrieben ist, aber die Vorstellungen in der Moritzbastei waren für uns ein toller Anfang. Sie haben ziemlich viele Türen geöffnet und wir sind sehr froh darüber.
Was die Ideen betrifft, so haben wir immer viele, viele davon und können vielleicht nur die Hälfte von ihnen umsetzen. Manchmal befinden wir uns wie in einem Delirium, dann gibt es ein kleines Projekt, welches wir in unseren Köpfen immer weiter ausbauen. Wir träumen natürlich auch. Wir fangen klein an und vielleicht werden wir größer. So, was InTanziv betrifft habe ich eine optimistische Zukunftsvision.

Vielen herzlichen Dank an Martin Chaix und Rémy Fichet, dass sie mir so geduldig Rede und Antwort gestanden haben und…

…ein lieber Dank geht auch an Detlev Endruhn für die wundervollen Bilder!

[mygal=intanziv]


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