Es ist heilig Abend! Ein trefflicher Grund, sich in diesem Blog zu verewigen, wie ich finde. Und vielleicht der Beginn eines Tuns, welches irgendwann als Tradition in die Analen des Basteiblogs eingeht?!
Weihnachten selbst ist ja nun schon länger Tradition. Ziemlich genau seit … 1670 Jahren, wenn man Wikipedia Glauben schenken darf. Da wurde der 25. Dezember nämlich das erste Mal als kirchlicher Feiertag in Rom erwähnt – im Jahre 336; reichlich spät, meine ich. Wir reden hier schließlich nicht über irgendeine Dorfkirmes! Es geht um die Menschwerdung Gottes, verdammt!! Na jedenfalls sollten sich alle Atheisten jetzt mal ein Herz fassen und dem lieben Gott danken. Die Geschenke kaufen Euch zwar Eure Liebsten, Mütter, Väter, Geschwister und Hausverwalter, aber ohne Jesus und seinen Herrn Vater würde sich die jährliche Schenkerei auf den Geburtstag beschränken. Und das will ja schließlich keiner, oder?!
Aber ich schwoff ab. Da wir grade über Weihnachten, Tradition und Gott sinnierten, ist die Überleitung zum eigentlichen Thema jedoch meine leichteste Übung: Phillip Boa and the Voodooclub beehren uns vom 25. bis 27.12. zu den inzwischen legendären Weihnachtskonzerten und ick freu mir druff wie Bolle! Wie am Samstag in der elVauZett zu lesen war, freut sich der Meister auch darauf, meine Wenigkeit herzlichst in die Arme zu schließen, wat mir wiederum stolz macht wie Bolle. Traditionell sind natürlich alle drei Konzerte auch schon ausverkauft, was den Veranstalter „Gott sei Dank“ und den enttäuschten Fan „Um Gottes Willen“ ausrufen lässt. Glaubt mir: Er hat mit beidem nichts zu tun.
Lange Rede, kurzer Sinn – um die letzten Stunden bis Konzertbeginn (am 25.12. supporten übrigens die fabelhaften Lament) zu überbrücken, gibt´s also hier noch etwas Lesestoff. Letzte Woche führte Alex Dreyhaupt ein kurzes Interview mit Phillip Boa, welches dem nun folgenden (leicht gekürzten) Artikel als Grundlage diente:
„Am Ende eines jeden Jahres kommt Weihnachten, ebenso ist es in Leipzig Tradition, dass der Independent Poet Phillip Boa in der Moritzbastei aufspielt. Für Manche ist das wie Weihnachten, für einige sogar viel besser als die große Jahresendkonsumorgie. Das Jahr 2006 war für Boa und den Voodooclub geprägt von der Arbeit an den Re-Releases zu „Copperfield“, „Hair“ und „Hispanola“ und der fast ausverkauften Konzepttour. Dies sind zwar nicht die ersten Alben sondern Nummer drei bis fünf, aber sicherlich die wegweisendsten und die ersten drei für Motor oder besser Tim Renner, das 86er Album „Aristocracie“ wurde ja schon 1999 wiederveröffentlicht und wer hatte grad nochmal die Rechte am Debüt „Philister“? ….
… So mancher Künstler muss zu Recht den Mantel des Schweigens über sein Frühwerk legen – nicht Boa. Wenige Musiker behalten am Anfang Ihrer Karriere die Zügel in der Hand, für die meisten ein unmögliches Unterfangen und gleichzeitig die größte Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Für Boa, der zu der Zeit seines Ersten „Majorvertrags“ schon etliche Platten, eigene und von befreundeten Musikern, auf seinem 1986 gegründeten Label Constrictor veröffentlicht hatte, begann seine vielleicht produktivste und kompromissloseste Zeit. Nach 20 Jahren Phillip Boa ist es an der Zeit genau das zu konstatieren. Der Dortmunder machte also eine Zeitreise in seine eigene Vergangenheit und bringt keine Depression und „Früher war alles besser“ Phrasen zurück – sondern Selbstvergewisserung, Selbstbestätigung und für die Hörer am wichtigsten, Lust und Ideen für eine neues Album. Das gilt es im kommenden Jahr zu schreiben und zu produzieren. Bis dahin freut sich Boa wie jedes Jahr auf die Weihnachtskonzerte. Der ausgesprochene Leipzigfreund Boa kann ein paar Tage „den manchmal spröden Ostcharme“ genießen, der wiederum auch nicht so anders ist als im „Pott“. Die Fans bekommen wieder eine spezielle
Mischung aus Hits, seltenen Songs und vielleicht wieder die eine oder andere Coverversion.
Boa Neulinge, die „Kill your Ideals“ vor Wochen noch für einen Northern Lite Songs hielten, haben die seltene Chance, vielleicht zu verstehen, was die Faszination Phillip Boa and the Voodooclub ausmacht.“
(21.12.2006 / Alexander Dreyhaupt)