Wer es noch nicht mitbekommen hat – die Moritzbastei wird in diesem Jahr 40 Jahre alt! Besser gesagt, die Moritzbastei ist seit 40 Jahren eine Kultureinrichtung, als Festungsanlage gibt es sie ja schon ein, zwei Jahre länger.
Das wird uns nicht nur Anlass für einige schöne Feste sein, wir wollen auch hin und wieder mal in unser Archiv abtauchen und euch an dem, was wir da so zu Tage fördern, hier im Basteiblog teilhaben lassen. Beginnen möchten wir mit – na klar – dem Anfang. Da fiel mir doch letztens eine Ausgabe der Universitätszeitung in die Hände, konkret das Exemplar vom 11. Juli 1974. Das Exemplar fand es sich neben zahllosen Fotos aus vier Jahrzehnten in einem meiner Büroschränke, wo es mehr oder weniger in Frieden vergilbt und vor sich hin zerfällt (keine Sorge, die UZ ist im Universitätsarchiv archiviert, die Zeitung ist also sicher kein Einzelstück). Die Gelegenheit war aber doch zu günstig, um sie zu verstreichen zu lassen, zumal sich in der Ausgabe zwei größere Artikel finden, welche den Baufortschritt an der Moritzbastei thematisieren,welche zum damaligen Zeitpunkt seit knapp drei Monaten wieder dem Erdreich entrissen wurde.
Burkhard Damrau, erster Leiter des Klubs, rollte unter der Überschrift „Wie geht es weiter an der Moritzbastei?“ die Zukunftspläne der damals verantwortlichen aus. Gleich auf der folgenden Seite beschwor Werner Teichmann, damals Mitglied der FDJ-Kreisleitung und einer derer, die den entscheidenden Anstoß zum Wiederaufbau der MB gegeben hatten, die Erfolge beim Wiederaufbau und appelierte an die Studenten, sich stärker auf der Baustelle einzubringen: „Es bleibt viel Raum für Initiativen“.
Aus heutiger Sicht am interessantesten (und am amüsantesten) lesen sich die Vorstellungen, wie die Moritzbastei nach de Fertigstellung genutzt werden könnte. Da nach drei Monaten Ausgrabung und eher schleppendem Baufortschritt niemand eine genaue Vorstellung von den Ausmaßen der Gewölbeanlage hatte, waren diese Vorstellungen hauptsächlich auf den Bereich des heutigen Oberkellers begrenzt. Gastronomie und Kulturbetrieb waren im Jahr 1974 keineswegs im heutigen Sinne professionalisiert, geschweige denn gab es so etwas wie eine Szene-Gastronomie, deren Erfahrungen hätten einfließen können. Kultur war in der Hoch-DDR staatlich organisiert oder zumindest kontrolliert. Wenn also Burkhard Damrau schreibt, dass sich die Gäste in den einzelnen Tonnen ihr Bier an aufgestellten Bierfässern selbst zapfen sollen, scheinen da eine große Portion guter Glaube und ganz viel Blauäugigkeit auf. Auch die Pläne zum Veranstaltungsbetrieb hätten wohl keinem Praxistest standgehalten.
Aber was soll es, Träume sind Schäume. Der Traum von Burkhard Damrau und Werner Teichmann ist Realität geworden, wenn auch in ganz anderen Dimensionen. Wir können nicht stolz und froh genug sein, dass es damals Träumer wie die beiden gab, die es bei weitem nicht beim Träumen beließen, sondern beherzt Fakten schufen. Bleibt also dran, wir haben noch einige überraschende Anekdoten, Enthüllungen und versunkene Projekte im Archiv, von denen wir euch in diesem Jahr berichten wollen. Bis dahin!