28. Mai 2019

Willkommen, Leipzig Pop Fest!

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There’s a new kid in town, und es hört auf den schönen Namen LEIPZIG POP FEST.  Am 24. August 2019 wird es zum ersten Mal über auf drei Bühnen stattfinden. Diese drei Bühnen werden mitten im Zentrum Leipzigs stehen, ganz genau in und auf der Moritzbastei. Zehn Bands und Künstler*innen – kuratiert von Ilses-Erika-Booker Christian Feist und der Moritzbastei – werden auftreten, dazu gibt es Podiumsdiskussionen, Vorträge, street food-Stände und zum Abschluss eine Party bis zum frühen Morgen.

Unterstützt wird das Festival durch die IG LiveKommbinat, Kreatives Sachsen, die Stadt Leipzig, Kick The Flame Publishing, MDR Sputnik und die Kulturfabrik WERK2. Diese Zusammenstellung lässt es erahnen: hier handelt es sich nicht um just another Musikfestival. Die Frage, die beim LEIPZIG POP FEST auf möglichst unterhaltsame Weise im Raum stehen soll, heißt: Was brauchen Bands und Musiker*innen, um künstlerisch und wirtschaftlich in Leipzig Fuß fassen zu können?

Die Antworten sind auf den ersten Blick schnell gegeben. Möglichkeiten, um zu produzieren. Proberäume, Studios. Auftrittsorte. Strukturen, um am Markt Fuß zu fassen, wie Booking-Agenturen oder Verlage. Videoproduzenten, Promoter. Das klassische Musikbusiness eben.

Aber zum einen gibt es diese Strukturen in Leipzig nur zum Teil, zum anderen gelten diese Strukturen gemeinhin als überholt, seitdem jede/r Musiker*in sein / ihr Schicksal digital in die eigenen Hände nehmen kann. Scheinbar.

Denn bei genauem Hinsehen stehen hinter all den youtube-, instagram- und soundcloud-Wundern eben doch große Budgets, die üblichen Konzerne, Radiostationen und Mediengruppen, die gezielt Talente picken und pushen. Oder sie gleich selbst über die sozialen Medien als scheinbare selfmade diamonds aufbauen. Und die Doppelbelastung als  Musiker*in und Marketingprofi ist eine Hürde, an der nicht wenige Künstler*innen früher oder später verzweifeln oder gar scheitern.

Die tektonischen Veränderungen in der Musikindustrie halten seit Anfang der 2000er (eigentlich schon seit Einführung der CD in den 1990ern) kontinuierlich an. An der Spitze haben sich Monopole und Großkonzerne gebildet, die Produktion und Vermarktung der Charts-Monokultur bis auf den letzten Cent durchkapitalisiert haben. Gleiches gilt für den Konzertmarkt. Die großen Streamingdienste marginalisieren den physischen Tonträgerverkauf.

Die Strukturen darunter, der musikwirtschaftliche Mittelstand sozusagen, steht unter enormem Druck. Labels und Agenturen mit künstlerischem Anspruch oder Profil verschwinden oder entwickeln sich zu Liebhaber-Projekten ohne ökonomische Nachhaltigkeit. In vielen kleineren Clubs und  grassiert das Prinzip „pay to play“ oder „der Hut geht rum“.  Natürlich wachsen immer noch Bands und Künstler*innen nach, selbst im sogenannten „Independent“-Bereich, die große Hallen füllen. Doch musikalische Projekte aus der Region, die sich fest im Musikbusiness verankern konnten, kann man nach wie vor an zwei Händen abzählen. Top-Acts kommen nach wie vor aus den Hochburgen Hamburg, München, Köln und Berlin; von dort, wo es gewachsene Netzwerke und Strukturen gibt.

Was kann ein Musikfestival an diesen Zuständen ändern? Gar nichts? Ein bisschen mehr als nichts. Hoffen wir jedenfalls. Das LEIPZIG POP FEST will ein Spotlight werfen auf die nach wie vor vitale Musik- und Bandszene Leipzigs, ein Schaufenster für spannende Künstler*innen bieten. Die Möglichkeit, sich kennenzulernen und sich zu vernetzen. Unser Anspruch ist es, alle Booker*innen der Stadt an diesem Abend in die Moritzbastei zu locken, dazu Studiobetreiber*innen, Journalist*innen, Verlagsvertreter*innen, Promoter*innen und natürlich jede Menge Musiker*innen und so viel Publikum wie irgendwie möglich. Das Festival soll einen Raum und einen Rahmen schaffen, sich bei Konzerten oder einfach an der Bar kennenzulernen, auszutauschen und zu schauen, was möglich sein kann. Eine Genossenschaft, ein neues Label, eine Konzertreihe, ein Musikblog? Remixe oder eine neue Band?

Damit wollen wir die Fäden aufnehmen, die 2011 beim Leipzig (PopUp  und bei Der Grosse Preis – Leipzigs Bands des Jahres abgerissen sind. Wenn ihr uns bei facebook folgt, verpasst ihr nichts, und auch hier werden wir aktuelle Entwicklungen veröffentlichen. Alles weitere hängt davon ab, ob das Festival ein Erfolg wird, ob Publikum, Musiker*innen und Macher*innen es annehmen.

 


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