Die 18. Austragung des „Großen Preises“ ist Geschichte. Zum dritten Mal (nach B-Side the Norm 1994 und Bulletproof 1995) hat eine HipHop-Formation den Titel „Leipzigs Band des Jahres“ abgeräumt. Jahmica & die Obskuriosen überzeugten ganz old school mit „two turntables and a microphone“ die Jury und gewannen mit einer Stimme Vorsprung auch die Publikumswertung.
Es gab viel zu bereden nach diesem Abend. Die Moritzbastei hat vor drei Jahren die Verantwortung für den „Großen Preis“ übernommen, es ist Zeit für eine Zwischenbilanz. Unsere wichtigsten Ziele waren, den für Leipzig einst so wichtigen Bandpreis am Leben zu erhalten. Wir wollten ein Forum für junge Bands bieten und einen Anreiz schaffen für hiesige Künstler, produktiv zu werden. Natürlich hatten wir auch im Sinn, den alten Glanz aufzupolieren und an die Tage anzuknüpfen, als zum Finale des „Leipziger Rockwettbewerbes“ gut 1000 Menschen ins Haus Leipzig strömten.
Die Sieger: Jahmica & Die Obskuriosen
Der Jahrgang 2012 hielt diesen Ansprüchen nur in Ansätzen stand. Es haben gut 200 Gäste ein Ticket gekauft, das waren viel zu wenige (das hatte sicher auch damit zu tun, dass parallel und praktisch nebenan Maximo Park und Zen Zebra sehr viele Konzertinteressierte anzogen). Schwerer zu verkraften war allerdings der Umstand, dass der gebotene Blick in die Leipziger Rock- und Poplandschaft ein sehr dürftiger war. Auf der Bühne wurden viele interessante Ansätze präsentiert – aber die wichtigen Entwicklungen der hiesigen Szene wurden damit einfach nicht eingefangen.
Der Finalabend stellte einfach ganz groß die Frage, ob „Der große Preis“ ein Nachwuchswettbewerb sein soll oder ob er tatsächlich „Leipzigs Band des Jahres“ ermitteln will. Natürlich gab es 2012 in Leipzig bessere, interessantere, erfolgreichere Projekte als die Finalisten. Aber wenn die Vorjahressieger Krahnstoever, die selbst noch den Status einer Newcomerband haben, mit ihrer Performance die Finalisten in Sachen Bühnenpräsenz und Songqualtität so in den Schatten stellen wie sie es taten, dann stimmt irgend etwas nicht. Bewerben sich die „falschen“ Bands? Bewertet die Jury nach „falschen“ Maßstäben?
Den Bands des Abends soll nicht Unrecht getan werden (von wegen „falsche“ Bands). Sie wurden von einer kompetenten Jury ausgewählt (auch hier war nix „falsch“), jede hatte den Startplatz verdient. Wenn aber nichts „falsch“ war und trotzdem „nur“ der samstägliche Finalabend dabei herauskam, dann kommt man als Veranstalter ins Grübeln. Was ist das Problem? Der Report in der Leipziger Volkszeitung (leider nicht online) beschreibt zumindest treffend, warum der Abend nicht so überzeugend geriet, wie wir es uns alle gewünscht haben. Viele gute Ansätze, viele kreative Ideen, aber zu wenig, was tatsächlich schon reif ist für den Schritt ins Rampenlicht. Vielleicht lieferte „Der große Preis 2012“ einen treffenden Einblick in die Leipziger Nachwuchsbandszene. In diesem Fall müsste man das einfach zur Kenntnis nehmen und akzeptieren.
Bandwettbewerbe gibt es wie Sand am Meer, dazu kommen unzählige Festivals, auf denen man sich ein Bild der hiesigen Musikszene machen kann. Wozu brauchen wir noch den „Großen Preis“? Genau darüber werden wir uns in den nächsten Wochen den Kopf zerbrechen. Ausgangspunkt ist, dass wir diese Veranstaltung sehr gerne weiterführen wollen. Weil wir daran glauben, dass sie tatsächlich gut für die Stadt und die hiesigen Bands und Projekte sein kann. Wahrscheinlich braucht es aber einen konzeptionellen Wechsel, neue Ideen, neue Partner, vielleicht einen neuen Termin. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Im Finale waren die folgenden Bands und Projekte:
About Today
Jahmica & die Obskuriosen
Dark Dayz
Mantiquttair
Wooden Peak
Arpen
Herr Reynard
Men Should Brothers Be