28. Oktober 2011

Das Wort zum November

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Im November darf man als Leipziger etwa mit 60 Sonnenstunden rechnen. Das sind, auf den Monat gerechnet, immerhin 2 Stunden pro Tag. Soviel Sonne gab es 2011 nicht einmal im Juli…

Jedenfalls, wenn das Wetter draußen mies ist, muss man sich eben vom Bildschirm bestrahlen lassen. Gelegenheit dazu bietet das November-Editorial, welches mit dem MB-Programmheft ab jetzt in der ganzen Stadt ausliegt.

Man muss viel lernen, um zu erkennen, wie wenig man weiß. Angeblich hat das Michel de Montaigne bei seiner Rede vor Studenten an der Universität von Staßfurt gesagt. Ist natürlich gelogen. Es war nicht der französische Essayist, sondern Steve „Apple“ Jobs. Die Uni war in Stanford, was nicht in Sachsen-Anhalt, sondern Californien liegt. Und Steve Jobs hat in seiner Rede – deren Bedeutung schon deswegen nur mit der von Päpsten, Präsidenten und Phidel Castro verglichen werden kann, weil sie von 127 Millionen Menschen angeklickt, aber nur von 307 bis zum Schluss verfolgt wurde – auch von etwas ganz anderem gesprochen.

Nämlich von drei Dingen. Dass wir alle sterben müssen. Dass wir auf unser Herz hören sollen. Und dass im Scheitern immer auch eine Chance liegt, die genutzt werden will. Das erste hat er selbst bewiesen, also stimmt es, wahrscheinlich. Das zweite sagt, zusammengefasst, jeder Rosamunde-Pilcher-Roman. Oder der Hausarzt.

Bleibt das mit dem Scheitern. Etymologisch gesehen gehört „Scheitern“ zur selben Sprachfamilie wie „Scheiße“. Aber auch das englische „Science“ ist damit verwandt. Damit schließt sich der Kreis zum Anfangszitat, aber das nur am Rande. Natürlich ist Scheitern scheiße. Aber nur kleine, da sie hier adjektivisch gebraucht wird. Kleiner Germanistenscherz, ebenfalls am Rande. Steve Jobs Rat, in der Scheiße den Dung für Keimendes zu sehen, klingt nach typisch amerikanischem Hygienewahn. Jedenfalls darf die Allgemeingültigkeit der Aussage, dass aus dem Scheitern etwas Besseres entsteht, getrost bezweifelt werden. Sonst würden wir ja heute auch in der besseren DDR leben. Oder wie?


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