1. Mai 2012

Das Wort zum Mai

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Verfolgt man das mediale Hyperventilieren rund um die Piratenpartei, kommt einem der alte Grönemeyer-Heuler ins Gedächtnis: Kinder an die Macht. Die Alten wettern gegen die Jungen – die haben doch keinen Plan, achten den Wert des Bestehenden nicht, und ihre Frisuren sind auch bedenklich. Die Piratenpartei selbst braucht praktisch nichts zu tun, das Establishment hält sie auf jeder Titelseite im Gespräch. Ihre bloße Existenz garantiert ihnen im Mai den Einzug in zwei Landesparlamente. Der Erfolg der Piraten beruht auf diesem simplen Geheimnis: es wird ihnen viel zu leicht gemacht.

Womit Glück und Tragik der Politkometen in einem Punkt zusammenfallen, nämlich einem gesellschaftlichen Erziehungsfehler. Seit zwei, drei Generationen besteht der Zweck des Elterndaseins darin, es seinen Kindern leicht zu machen. Sie sollen es gut haben, sich verwirklichen, etwas aus sich machen. Aber sie sollen natürlich auch Grenzen akzeptieren. Auf deutsch: Sollen sie machen, was sie wollen. Solange sie uns keinen Ärger machen.

Funktioniert natürlich nicht, hat es auch noch nie. Blöder- bzw. klugerweise suchen sich Rotzlöffel wie die Piratenpartei nämlich stets die Schwachstellen zum Angriff aus, welche Besitzstandswahrer für ihre vermeintlichen Stärken halten. Es ist aber keine Stärke, dass etwas funktioniert, wenn es nur noch schlecht und recht funktioniert.

Dabei rühren die Piraten bisher nur an Schwächen unserer Gesellschaft, die in anbetracht der globalen Verspannung geradezu niedlich erscheinen. Urheberrecht, Datenschutz, Transparenz. First world problems, geopolitischer Kindergeburtstag. Passt aber irgendwie auch zu ihrem infantilen Namen: Piraten – Trotzen alledem. Doch wie gesagt: Sie können nichts dafür. Sind halt so erzogen.


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