31. Juli 2006

Höllenhund und Antichrist

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Deutsche Komiker machen in der Öffentlichkeit keine Witze über Ausländer, Juden und Terrorismus. In 98% der Fälle muss man sagen „Das ist auch gut so“. Es ist eine delikate Angelegenheit. Der Master of Hellfire, seine Mutti nennt ihn liebevoll Hubi, wagt sich jedoch unbeirrt vor auf dieses (Minen)Feld.

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Es war schon eine etwas seltsame Stimmung am vergangenen Samstag auf unserem Sonnendeck – nicht allgemein seltsam…aber in facettenreicher Abstufung von bestens unterhalten werdend bis hin zu betreten schweigend.

Was hält man von diesem Typen dort auf der Bühne, der mit seinen waghalsigen Akrobatik- und Stunt-Einlagen eine wunderbare Performance zeigt, durch prollig vorgetragene, provokante Witze und Textfragmente jedoch sein Publikum in zwei Lager spaltet. Da werden Hochöfen mit dem Jesuskreuz verglichen und neu hinzukommende Gäste mit den Worten „Könnt ihr Deutsch? Ok, dann dürft ihr euch setzen“ begrüßt.

Die einen klatschen begeistert, die anderen scheinen nicht so recht zu wissen, was sie von der Geschichte halten sollen.

Seit gut einem Jahr arbeitet der Master of Hellfire nun bereits an diesem Konzept, vorher waren 20minütige Showeinlagen sein Steckenpferd. Man merkt der Show an, dass sie noch im Entstehen ist – rein dramaturgisch hat der Master noch viel zu verbessern. Auch die Tatsache, dass er zum ersten Mal Open Air auftrat erleichterte ihm die Arbeit am Samstag nicht unbedingt. Abgesehen von Windböen, die seinen Feuereffekten gefährliches Eigenleben einhauchten (sieht man auf den Bildern recht gut… wie er mir später versicherte sollten die Flammen normalerweise nicht so groß sein… hat er auf der Bühne jedoch professionell gemeistert – sogar ich hab´s für einen Teil der Show gehalten hehe) vernuschelte er mitunter ein wenig unkonzentriert und vielleicht auch unsicher die eine oder andere Pointe. Sehr schade, denn so hörten nur die ersten paar Reihen den Nachsatz zur oben bereits erwähnten Begrüßung „Könnt ihr Deutsch? Ok, dann dürft ihr euch setzen. Wenn wir bei euch zu Gast wären würden wir kein Wort verstehen von dem was ihr sagt.“

Situationen wie diese waren es dann auch, in denen der Master of Hellfire sein wirkliches Ich ausreichend durchblitzen ließ, um dem Publikum die Gewissheit zu geben: Das da vorne ist kein Prolet, der einfach bloß Ausländerwitze reißt und dumpf Stereotype feiert. Da steckt mehr dahinter – auch wenn man zugegebenermaßen beim Master genau hinhören muss um zu wissen: Der meint das wirklich so wie ich hoffe, dass er es meint.

Ich bin jedenfalls – besonders auch nach dem ungemein spannenden und aufschlussreichen Aftershow-Gespräch mit Hubertus und seinen beiden Freunden, deren Namen ich jetzt leider vergessen hab (Entschuldigung!) – ziemlich gespannt wie diese Show sich entwickeln wird. Und es war seit langem mal wieder ein Abend der echten Emotionsachterbahnen. Danke dafür!

https://www.youtube.com/watch?v=geXFk7BW6u4


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